Denn man kann sich den Gefühlen der anderen Person erst dann öffnen

Denn man kann sich den Gefühlen der anderen Person erst dann öffnen, wenn man sich den eigenen Gefühlen geöffnet hat, indem man sie erlebt, würdigt und annimmt. Dann ist man auch viel besser in der Lage, zu beurteilen, ob es angemessen ist, dem anderen zu sagen, dass man sich über ihn geärgert hat. Vielleicht ist man zu dem Schluss gekommen, dass die Wut, die er in einem ausgelöst hat, nur mit einem selber zu tun hat und nicht mit ihm, und verspürt kein Bedürfnis nach einer Aussprache. Oder aber man fühlt, dass man sich etwas vom Herzen reden muss. In diesem Fall wird man nun in der Lage sein, aus der Wahrnehmung seines Herzens heraus die richtigen Worte zu finden, Worte, die für den anderen eine Information sind, mit der er etwas anfangen kann, da sie ihn nicht angreifen oder herabwürdigen.

Safi Nidiaye, Das Tao des Herzens

Damit sich Liebe ereignen kann

Damit sich Liebe ereignen kann,
muß der Verstand mit seinen Bewertungen still werden.
Das ist das Problem für die meisten Menschen:
sie werden vom Verstand beherrscht,
der sie versklavt und nicht zur Ruhe und Offenheit kommen läßt.

Peter Lauster, Die Liebe. Psychologie eines Phänomens

Gemeinsam

Seine Einzigartigkeit gewinnt ein Mensch
nicht mehr dadurch, dass er sich von anderen abgrenzt;
sondern indem er sich gemeinsam mit anderen entdeckend,
gestaltend, sich kümmernd und Verantwortung übernehmend auf den Weg macht,
und dabei seine individuellen Potentiale entfaltet.
Jeder gehört dazu und alle werden gebraucht.

Gerald Hüther

Die Schönheit in einem Menschen

Die Schönheit in einem Menschen
zu sehen ist dann am nötigsten,
wenn er auf eine Weise kommuniziert,
die es am schwierigsten macht,
sie zu sehen!

 

Marshall B. Rosenberg

Meditation Glück

Nimm dir ein wenig Zeit und lasse deine Gedanken auf die Reise gehen. Suche in deiner Erinnerung nach einem Erlebnis, während dessen du ganz besonders glücklich warst.

Du kannst das Erlebnis aus den unterschiedlichsten  Bereichen auswählen – beispielweise eine positive Erfahrung die du

  • in Verbindung mit deiner Schule, Ausbildung oder deinem Beruf gemacht hast.
  • mit Freunden verknüpfst.
  • mit deinen Interessen bzw. deinem Hobby verknüpfst.
  • mit deiner Partnerschaft verknüpfst.
  • mit deinen Eltern, Großeltern, Kindern oder Geschwistern verbindest.

Wenn du eine positive Erfahrungen gefunden hast, male dir die Situation nochmals ganz lebendig aus. Versuche ganz in die Situation hinein zu schlüpfen, indem du dir folgende Fragen stellst:

Wie war das Wetter damals?
Welche Tageszeit war es?
Welche Menschen waren anwesend?
Was genau habe ich gemacht?
Was war der schönste Augenblick?
Was habe ich dabei gedacht? Wie habe ich reagiert?
Was habe ich empfunden?
Warum war dies für mich eine der schönsten positiven Erfahrungen?

Schwelge in dieser schönen Erinnerung. Je lebendiger du dir das Ereignis vor Augen führen kannst, umso stärker wirst du die damit verbundenen positiven Gefühle in dir wachrufen. Und genau darum geht es bei dieser Übung.

Experimente mit der Anerkennung eigener Erfahrungen

Egal was du gerade tust,
bemuttere deine eigenen Erfahrungen.

Die Wohltat:
Seine echten, wirklichen Erfahrungen zu bemuttern und nicht denen zu folgen, die die anderen vorgeben, das bringt die höchste Wohltat: das Glück, authentisch aus sich heraus zu leben und sich selbst wertzuschätzen.

Das Glück von Authentizität

Statt Theorien – lieber eigenen Erfahrungen folgen „Dieses Sutra lautet: Bemuttere bestimmte Erkenntnisse. Warum bestimmte Erkenntnisse? Du bemutterst auch welche, aber was für welche? Du bemutterst bestimmte Theorien – nicht Erkenntnisse; bestimmte heilige Schriften – nicht Erkenntnisse; bestimmte Hypothesen, Systeme, Philosophien, Weltanschauungen – aber niemals bestimmte Erkenntnisse. Dies Sutra fordert: Wirf sie auf den Müll. Heilige Schriften, Theorien, das alles bringt nichts. Mach deine eigenen Erfahrungen, die wirklich sind – deine eigenen Erkenntnisse –, und nähre sie. Wie trivial sie auch immer sein mag, eine wirkliche Erkenntnis ist immer etwas, auf das kannst du dein Leben aufbauen kannst. Es mag sein, was es will, achte nur immer darauf, dass es wirkliche, konkrete Erkenntnisse sind, Dinge, die du erkannt hast.

„Ich weiß nichts“ – eine gute Erkenntnis

Hast du je etwas selbst erkannt? Du weißt so manches, aber es ist alles geborgt. Irgendwer hat es gesagt, irgendwer hat es dir beigebracht. Die Lehrer, die Eltern, die Gesellschaft – sie haben dein Denken konditioniert. Du „weißt“ über Gott Bescheid, du „weißt“ über Liebe Bescheid, du „weißt“ über Meditation Bescheid. In Wirklichkeit weißt du gar nichts! Du hast nichts selbst gekostet – all dies ist nur ausgeliehen. (…)

Sich bemuttern bedeutet, die eigene Unwissenheit anzuerkennen

Da ist es besser, unwissend zu sein: Zumindest gehört die Unwissenheit dir. Sie ist authentisch! Sie ist real, aufrichtig und ehrlich! Lebe nicht so weiter mit geborgtem Wissen, sonst wirst du vergessen, dass du unwissend bist, und dann bleibst du unwissend. Dieses Sutra besagt: … bemuttere bestimmte Erkenntnisse – achte immer darauf, dass alles, was du weißt, frisch, direkt, unmittelbar ist. Glaube nicht irgendwem. Dein Glaube wird dich in die Irre führen. Vertraue dir selbst. Und wie kannst du, wenn du dir selbst nicht vertrauen kannst, irgendwem sonst vertrauen? (…)

Als unwissendes Wesen – wie kann ich mir selbst vertrauen?

Aber wie kannst du vertrauen, wenn du nichts weißt? Wie kannst du dir selbst vertrauen, wenn du keinerlei Erfahrung hast? Versuche einmal, dir selbst zu vertrauen; geh nicht davon aus, dass dieses Schauen, durch die Augen anderer, nur auf die Erfahrung des Absoluten zutreffe – sie trifft auch auf gewöhnliche Erfahrungen zu. Aber lass es deine eigenen sein. Sie werden dir helfen zu wachsen, sie werden dich reifen lassen, sie werden dich gereifter machen.

Alles nähren, was aus dir kommt

Dies ist wirklich seltsam – dass du mit den Augen anderer siehst, mit den Leben anderer lebst. Du nennst eine Rose schön. Ist das wirklich dein Gefühl oder nur etwas Angelerntes, etwas, womit du aufgewachsen bist – dass eine Rose schön ist? Ist das deine Erfahrung? Hast du es erkannt? Du sagst, dass das Mondlicht gut, dass es schön sei. Ist das dein eigene Erkenntnis, oder sagst du das nur, weil die Dichter davon gesungen haben und du es nur nachplapperst? Wenn du wie ein Papagei bist, kannst du dein Leben nicht authentisch leben. Wann immer du etwas behauptest und wann immer du etwas von dir gibst, dann prüfe erst in dir nach, ob das auch deine Erkenntnis und deine Erfahrung ist.

Pflichten, die von anderen ausgesprochen werden

Wirf alles hinaus, was nicht aus dir kommt – es ist nutzlos. Und hege und nähre alles, was aus dir kommt, denn nur dadurch wirst du wachsen. Bemuttere … in der Wirklichkeit bestimmte Erkenntnisse, bestimmte Handlungen. In der Wirklichkeit – bitte nicht vergessen! Und: Handlungen. Hast du je gehandelt, oder bist du immer nur anderen gefolgt, nur Befehlen gehorchend? „Liebe deine Ehefrau!“ – hast du sie wirklich geliebt? Oder kommst du nur einer Pflicht nach, weil dir das so gesagt wurde, weil du es so gelernt hast: „Liebe deine Ehefrau!“ Oder: „Liebe deine Mutter, liebe deinen Vater, liebe deinen Bruder!“… also bist du liebevoll und gehorchst! Hast du sie je, wenn du bei ihnen warst, geliebt? (…)

Der mutige Schritt: in seinem inneren Zentrum bleiben

Denke immer daran: Egal was du gerade tust, achte darauf, ob dein inneres Zentrum daran beteiligt ist oder nicht; denn wenn sie nicht beteiligt ist, lässt du es besser bleiben. Tu es nicht! Niemand zwingt dich, irgendetwas zu tun. Tu’s nicht! Bewahre dir deine Energie für den Augenblick, wo dir etwas Wirkliches widerfährt. Lächle nicht – bewahre die Energie. Das Lächeln wird schon kommen – aber dann wird es dich vollkommen verändern; dann wird es total sein; dann wird jede Zelle deines Körpers lächeln; dann wird es eine Explosion sein – nichts Aufgesetztes.“

Osho, Zitat – Auszug aus
Das Buch der Geheimnisse:
112 Meditations-Techniken zur Entdeckung der inneren Wahrheit
Übersetzung: www.FindYourNose.com

Achtsamkeitsübung: Nicht-Bewerten

Nimm für diese Übung möglichst eine entspannt-aufrechte Sitzhaltung ein und schließe die Augen. Richte zu Beginn dieser Übung für einige Momente die Aufmerksamkeit auf deinen Atem. Beobachte die Körperempfindungen beim Ein- und Ausatmen. Vergegenwärtige dir dann ein zurückliegendes Ereignis des Tages, mit dem du unzufrieden waren. Es kann z.B. eine Diskussion oder ein Konflikt mit einem Kollegen sein. Oder auch „nur“ ein kleines Missgeschick, wie Kaffeeflecken auf dem Hemd oder ein kurz vor der Nase weggefahrener Bus. Rufe dir die Bilder dieses Ereignisses im Geiste wieder vor Augen. Beobachte die Körperempfindungen, Emotionen und Gedanken, die diese Bilder auslösen. Versuche, die automatisch ablaufenden Bewertungen zu erkennen und ganz bewusst wahrzunehmen. Bewertungen als Misserfolg, als Fehler, der nicht hätte passieren dürfen, als „schlecht“, „unmöglich“, „böse“, „unangenehm“ usw. Versuche auch die durch diese Bewertungen wieder ausgelösten Empfindungen und Assoziationen wahrzunehmen und bewusst zu beobachten. Benenne dann diese Bewertungen innerlich mit dem Wort „Bewertung“ und versuche, die Bewertungen im Anschluss akzeptierend „loszulassen“. Du kannst dieses auch mit einer stillen Selbstverbalisation, wie z.B. „Alles das, was heute war, ist alles, was hätte sein können“ unterstützen. Bevor du die Übung beendest, kehre mit deiner Aufmerksamkeit noch einige Momente zu den Körperempfindungen deines Atems zurück.

Anschließend Austausch der Übung

Meditation zu den Bedürfnissen

Schließe deine Augen oder schau ganz entspannt auf einen Punkt dir gegenüber, ohne zu fokussieren.

Setze dich aufrecht, so dass du gut atmen kannst. Nimm wahr wie dein Körper sich anfühlt. Nimm wahr, wie du atmest.

Beobachte, wo es deine Aufmerksamkeit hin zieht. Bemerke es, ohne zu bewerten. Atme langsam tief in Deinen Körper hinein und lass beim Ausatmen alle Anspannung los. Wiederhole noch zweimal.

Nimm wahr, wie es dir geht, wie du dich fühlst

-­‐ auf der körperlichen Ebene

-­‐ auf der Herzensebene und

-­‐ mit Blick auf dein ganzes Leben.

Lass alle Gefühle zu und atme dreimal lang und tief ein und aus.

Verbinde deine Gefühle mit deinen Bedürfnissen – welche sind erfüllt, welche nicht?

Wofür bist du dankbar

 

und was fehlt dir, wonach sehnst du dich?

 

Lege alle erfüllten Bedürfnisse in eine Hand und spüre deine Dankbarkeit, lass sie sich in deinem Körper ausbreiten. Atme wieder dreimal lang und tief ein und aus.

 

Lege alle unerfüllten Bedürfnisse in die andere Hand und sichere ihnen zu, dass du sie ernst nimmst, dass du sie im Blick behältst und dich um sie kümmern wirst. Atme wieder tief mit dem ganzen Körper, dreimal ein und aus. Dann lade das Leben ein, dir diese Bedürfnisse zu erfüllen oder dir Wege zu zeigen, wie sie erfüllt werden können. Nimm jedes einzelne unerfüllte Bedürfnis und wiederhole in Gedanken „Ich lade das Leben ein, mir mein Bedürfnis nach … zu erfüllen“. Atme wieder dreimal lang und tief ein und aus. Zum Schluss lege deine Hände übereinander auf deine Brustmitte, lass es noch ein wenig nachklingen und komme wieder zurück in die Außenwelt.

Zuhören ist (k)eine Magie

Empathie klingt schnell wie eine ganz fortgeschrittene Technik für Psychologen, Pädagogen und andere „-ogen“. Dabei ist Zuhören uns allen in die Wiege gelegt, sie ist im Kern einfach Präsenz mit dem Anderen. Um wirklich tief zuhören zu können, müssen wir kaum etwas Neues lernen, aber manchmal Einiges verlernen. Und wir brauchen den Mut, einfach da zu sein, da zu bleiben ohne zu werten und nach Lösungen zu suchen. Empathie braucht keine Wort, sondern offene Ohren und ein offenes Herz. Elias Canetti schildert in seinen Lebenserinnerungen sehr eindrücklich, wie Hermann Broch zuhörte – ganz ohne Ausbildung und therapeutischen Zusammenhang und ganz ohne Worte.

Elias Canetti über Hermann Brochs Zuhören

… Er brachte es dazu, dass man über sich sprach, in Rage geriet und nicht mehr aufhören mochte. Man hielt das für ein besonderes Interesse an der Person, die man war, die Absichten und Pläne, die man hatte, die großen Entwürfe. … In Wirklichkeit war es seine Art des Zuhörens, der man verfiel. Man breitete sich in seiner Stille aus, nirgends stieß man auf Hindernisse. Man hätte alles sagen können, er wies nichts zurück, Scheu empfand man nur, solange man etwas nicht ganz und gar gesagt hatte. Während man sonst in solchen Gesprächen an eine Stelle gelangt, wo man sich mit einem plötzlichen Ruck „Halt!“ sagt, „Bis hierher und nicht weiter!“, da die Preisgabe, die man sich gewünscht hat, gefährlich wird – denn findet man wieder zu sich und wie soll man danach wieder alleine sein? -, gab es diesen Ort und diesen Augenblick bei Broch nie, nichts rief Halt, nirgends stieß man auf Warntafeln oder Markierungen, man stolperte weiter, rascher, und war wie betrunken. Es ist überwältigend zu erleben, wie viel man über sich zu sagen hat, je weiter man sich wagt und verliert, umso mehr fließt nach, von unter der Erde springenden heißen Quellen auf, man ist eine Landschaft von Geysiren. Nun war mir diese Art von Ausbrüchen nicht unbekannt, ich hatte sie von anderen erlebt, die zu mir sprachen. Der Unterschied lag darin, dass ich auf andere zu reagieren pflegte. Ich musste etwas darauf sagen, ich konnte nicht schweigen, und in dem was ich sagte, bezog ich Stellung, urteilte, riet, ließ Anziehung oder Ablehnung spüren. Broch, in dieser Situation, ganz im Gegensatz dazu, schwieg. Es war kein kaltes oder machtgieriges Schweigen, wie es von der Analyse her bekannt ist, wo es darum geht, dass ein Mensch sich rettungslos einem anderen ausliefert, der sich kein Gefühl für oder gegen ihn erlauben darf. Brochs zuhören war von kleinen, vernehmlichen Atemstößen unterbrochen, die einem bezeugten, dass man nicht nur gehört, dass man aufgenommen worden war, so als wäre man mit jedem Satz, den man sagte, in ein Haus getreten und lasse sich da umständlich nieder. Die kleinen Atemlaute waren die Honneurs, die einem der Gastgeber erwies: „Wer immer du bist, was immer du sagst, tritt ein, du bist mein Gast, bleib solange du willst, komm wieder, bleib immer!“ Die kleinen Atemlaute waren ein Minimum an Reaktion, voll ausgebildete Worte und Sätze hätten ein Urteil bedeutet und wären einer Stellungnahme gleichgekommen, bevor man sich noch ganz mit allem, was man mit sich herumschleppt, ins gastliche Haus eingebracht hatte. Der Blick des Gastgebers war immer auf einen selbst und zugleich auf das Innere der Räume gerichtet, in die er einen einlud.
Es war eine geheimnisvolle Aufnahme, die er einem gewährte, um derentwillen man Broch verfiel und ich kannte damals keinen Menschen, der nicht süchtig danach wurde. Diese Aufnahme hatte keine „Vorzeichen“, keine Bewertung, bei Frauen wurde sie zu Liebe.

Aus:  Elias Canetti; Das Augenspiel: Lebensgeschichte 1931-1937, S. 36/37, über Hermann Broch

 

Anregung: Nutze doch diese Woche jeden Tag die Gelegenheit, eine Erwiderung, einen Trost, einen Ratschlag NICHT zu sagen und stattdessen einige Minuten zuzuhören.

Given to

Ich fühle mich ungemein beschenkt,
wenn Du etwas von mir annimmst –
wenn Du an der Freude teilhast, die in mir ist,
sobald ich Dich beschenke.
Und Du weisst, ich gebe nicht in der Absicht,
Dich in meine Schuld zu bringen,
sondern weil ich die Zuneigung leben möchte,
die ich für Dich empfinde.
Annehmen mit Würde
Ist vielleicht das grösste Geschenk.
Unmöglich kann ich die beiden Seiten
voneinander trennen.
Wenn Du mich beschenkst,
schenke ich Dir mein Annehmen.
Wenn Du von mir nimmst, fühle ich mich
sehr beschenkt.’
Song ‚Given To’ (1978) von Ruth Bebermeyer von der LP ‚Given To’

Was ich in meinem Leben will, ist Einfühlsamkeit

Was ich in meinem Leben will, ist Einfühlsamkeit,
ein Fluss zwischen mir und anderen, der auf gegenseitigem Geben von Herzen beruht.

Marshall B. Rosenberg

Worte sind Fenster

(Oder sie sind Mauern)

Ich fühle mich so verurteilt von deinen Worten, Ich fühle mich so abgewertet und weggeschickt,
Bevor ich gehe, muß ich noch wissen,
Hast du das wirklich so gemeint?
Bevor ich meine Selbstverteidigung errichte,
Bevor ich aus Verletzung und Angst heraus spreche,
Bevor ich diese Mauer aus Worten baue,
Sage mir, habe ich richtig gehört?
Worte sind Fenster oder sie sind Mauern,
Sie verurteilen uns oder sprechen uns frei.
Wenn ich spreche und wenn ich zuhöre,
Licht der Liebe, scheine durch mich hindurch.
Es gibt Dinge, die ich sagen muß,
Dinge, die mir so viel bedeuten.
Wenn sie durch meine Worte nicht klar werden,
Hilfst du mir, mich freizusprechen?
Wenn es so schien, als würde ich dich niedermachen,
Wenn du den Eindruck hattest, du wärst mir egal,
Versuch doch bitte, durch meine Worte hindurch zu hören
Bis zu den Gefühlen, die wir gemeinsam haben.

Ruth Bebermeyer

Die drei Siebe

Einst kam ein Mann aufgeregt zu Sokrates. „Ich muss dir etwas über einen Freund erzählen, der …“
„Warte“, unterbrach Sokrates. „Bevor du weiter erzählst – hast du die Geschichte durch die drei Siebe gesiebt?“
„Welche drei Siebe?“ fragte der Mann überrascht. „Das erste Siebe ist das Sieb der Wahrheit. Bist du dir sicher, dass das, was du mir erzählen möchtest, wahr ist?“ „Nein, ich habe gehört, wie es jemand erzählt hat“ „Aber dann ist es doch sicher durch das Sieb des Guten gegangen? Ist es etwas Gutes, das du über meinen Freund erzählen möchtest?“ Zögernd antwortete der Mann: „Nein, das nicht. Im Gegenteil …“ „Hm“, sagte Sokrates, „Jetzt bleibt uns nur noch das dritte Sieb. Ist es notwendig, dass du es mir erzählst?“ „Nein, nicht wirklich“, antwortete der Mann. „Nun“, sagte Sokrates lächelnd, „wenn die Geschichte, die du mir erzählen möchtest, nicht wahr ist, nicht gut ist und nicht notwendig ist, dann vergiss sie besser und belaste mich nicht damit!“

Der weise Torwächter

In einer alten Stadt, weit von hier entfernt, arbeitete einmal ein Torwächter. Jeder, der durch das Tor in die Stadt wollte, begegnete zuerst dem Torwächter. Eines Tages kam ein Fremder an das Stadttor. Er fragte den Wächter: „Wie sind die Menschen in dieser Stadt? Ich würde hier gerne wohnen.“ Der Torwächter erwiderte: „Wie waren die Menschen in deinem Wohnort?“
“Ach,” sagte der Fremde, “wo ich herkomme sind die Menschen schlecht, böse, unfreundlich und gemein.“ Der Torwächter antwortete: „So sind sie hier auch.“

Einige Zeit später kam wieder ein Fremder bei dem Stadttor an. Auch er stellte die Frage an den Torwächter: „Wie sind die Menschen in dieser Stadt? Ich würde hier gerne wohnen.“ Und der Torwächter gab auch ihm dieselbe Frage zurück: „Wie waren die Menschen in deinem Wohnort?“
„Oh“, sagte der Mann. „sie sind eigentlich freundlich und hilfsbereit gewesen, wir lebten in Frieden miteinander.“
Da antwortete der Torwächter wiederum: „So sind die Menschen hier auch.“

Ein Mann, der die ganze Zeit in der Nähe stand, hatte beide Gespräche gehört. Er fragte den Torwächter: „Warum erzählst du zwei total verschiedene Dinge über die Menschen in unserer Stadt? Zu dem einen sagst du, dass sie schlecht und böse sind, während du dem anderen erzählst, dass jeder hier freundlich und gut ist.“

Der Torwächter antwortete: „Die Menschen hier sind gut und schlecht, sie können freundlich sein und sie können bösartig sein, sie können dir helfen und sie können gemein zu dir sein. Das hat damit zu tun, auf welche Weise du selbst mit den Menschen umgehst. Wenn du freundlich bist, wirst du auch Freundlichkeit empfangen. Und wenn du bösartig bist, wirst du auch Bösartigkeit zurückbekommen. Diese Fremden werden in unserer Stadt dasselbe erfahren, wie in ihrem eigenen Wohnort.“

 

Akzeptiere das, was ist.

„Akzeptiere das, was ist.“
„Das kann ich wirklich nicht. Es regt mich auf und macht mich wütend.“
„Dann akzeptiere das, was ist.“
„Ich soll akzeptieren, dass ich mich aufrege und wütend bin und dass ich das nicht akzeptieren kann?“
„Ja. Akzeptiere, dass du es nicht akzeptieren kannst. Begegne deinem Widerstand mit
Widerstandslosigkeit. Und dann sieh, was geschieht.“

Eckhart Tolle, „Stille spricht“

Ich suche nicht – ich finde.

Suchen, das ist Ausgehen von alten Beständen
und ein Finden-Wollen von bereits Bekanntem.

Finden, das ist das völlig Neue.
Alle Wege sind offen und was gefunden wird,
ist unbekannt.

Es ist ein Wagnis, ein heiliges Abenteuer:
Die Ungewissheit solcher Wagnisse können eigentlich
nur jene auf sich nehmen,
die im Ungeborgenen sich geborgen wissen,
die in der Ungewissheit,
in der Führerlosigkeit geführt werden,
die sich vom Ziel ziehen lassen
und nicht selbst das Ziel bestimmen.

Pablo Picasso

In jede hohe Freude

In jede hohe Freude 
mischt sich eine Empfindung der Dankbarkeit.

Marie von Ebner-Eschenbach

Der gute Grund

Eine Frau bietet ein Seminar an und bereitet sich kein bisschen darauf vor. Das Seminar geht voll den Bach runter, und das hat sie geahnt. Warum hat sie sich nicht vorbereitet?
Ein Mann wird arbeitslos, ohne Aussicht auf neue Arbeit. Er schiebt die Kommunikation mit dem Arbeitsamt wochenlang vor sich her und riskiert so auch noch den Anspruch auf Arbeitslosengeld. Warum?
Weil ihr die Freundin nach zwei Jahren Funkstille so fehlt, überwindet eine Frau sich endlich, sie wieder anzusprechen. Nach zwei Tagen bricht sie den Kontakt jedoch erneut ab. Wieso fragt sie nicht nochmal nach?
Für all diese offensichtlich selbst-sabotierenden Verhaltensweisen (die übrigens oft mit viel Scham besetzt sind) gibt es einen guten Grund. Wie es hinter allen seltsamen, unpassenden, blöden, und sogar hinter destruktiven Verhaltensweisen einen guten Grund gibt. Man kann auch sagen, ein unbefriedigtes Bedürfnis, ein verborgenes Anliegen, das uns – unbewusst – ebenso wichtig ist wie unsere bewussten Anliegen.
Indem die Frau, die das Seminar angeboten hat, sich nicht darauf vorbereitet, hat sie vor sich selbst einen Grund geschaffen, warum das Seminar scheitern musste – und es konnte nicht mehr daran liegen, dass sie unfähig gewesen wäre. So hat sie sich ihr letztes Restchen Selbstrespekt bewahrt.
Indem der Mann sich der Kommunikation mit dem Arbeitsamt entzogen hat, hat er sich seine Selbstbestimmung und Würde erhalten, die er nach seinem Empfinden in der Unterwerfung unter die Regeln der Arbeitslosigkeit verloren hätte.
Indem die Frau den Kontakt abbricht, vermeidet sie, eine mögliche Ablehnung durch die Freundin zu erleben und rettet damit ihre Souveränität.
Zu erkennen, welche guten Gründe hinter dem „bescheuerten“ Verhalten stecken, und diese Bedürfnisse ganz zu umarmen und in Besitz zu nehmen ermöglicht, andere, weniger kostspielige Wege zu finden, wie sie erfüllt werden können.

Magst Du die Liebe Deines Lebens treffen?

Magst Du die Liebe Deines Lebens treffen?
Schau in den Spiegel…

Byron Katie