Warum schreien die Menschen, wenn sie wütend sind? Mahatma Gandhi

 

Eines Tages fragte ein indischer Denker: „Warum schreien die Menschen so, wenn sie wütend sind?“ „Sie schreien, weil sie die Ruhe verlieren“, antwortete ein Schüler. „Doch warum schreien sie, wenn die andere Person neben ihnen steht?“, fragte der Denker erneut. „Wir schreien, weil wir wollen, dass die andere Person uns zuhört“, erwiderte ein anderer Schüler. Und der Meister fragte weiter: „Ist es dann nicht möglich, mit leiser Stimme zu sprechen?“ Weitere Antworten folgten, doch keine konnte den Denker überzeugen. Da rief er aus: „Wollt ihr wissen, weshalb man eine andere Person anschreit, wenn man wütend ist? Es ist so, dass sich bei einem Streit die Herzen zweier Menschen weit voneinander entfernen. Um diese Distanz zu überwinden, muss man schreien. Je wütender die Menschen sind, desto lauter müssen sie schreien, um einander zu hören. Ganz anders ist es zwischen zwei Menschen, die sich lieben. Sie schreien nicht, sie reden sanft miteinander. Weshalb wohl? Weil ihre Herzen einander sehr nahe sind. Die Distanz zwischen ihnen ist klein. Manchmal sind sich die Herzen so nahe, dass sie nicht einmal sprechen, sondern nur flüstern. Und wenn die Liebe noch stärker ist, braucht es nicht einmal mehr ein Flüstern. Es genügt, sich anzusehen und die Herzen hören einander. Denn wenn zwei Menschen sich lieben, sind sie einander sehr nahe.“ Und abschließend meinte der Denker: „Darum lasst es nicht zu, dass eure Herzen sich bei einer Diskussion voneinander entfernen. Sagt keine Worte, die die Herzen auseinander treiben, denn der Tag wird kommen, an dem die Distanz so groß ist, dass es keinen Weg mehr zurück geben wird.“

Der Schmetterling

Ein Mann fand den Kokon eines werdenden Schmetterlings. Er legte ihn an einen beschützten Ort und schaute ihn jeden Tag an. Eines Tages entstand eine kleine Öffnung am Kokon. Der Mann beobachtete, wie der Schmetterling sich etliche Stunden lang bemühte, seinen Körper durch das kleine Loch zu zwängen.
Dann schien das Tier keinen Fortschritt mehr zu machen. Es war, als könne es nicht mehr weiter.
Der Mann beschloss, dem Schmetterling zu helfen. Er nahm eine feine Schere und schnippelte am Kokon ein kleines Stückchen heraus. Der Schmetterling konnte sich sodann problemlos befreien. Aber er hatte einen aufgeblähten Körper und kleine, verschrumpelte Flügel.
Der Mann beobachtete den Schmetterling weiter und dachte, jeden Augenblick würden die Flügel größer werden, sich entfalten und den Körper tragen, der vorher gewiss noch kleiner werden würde.
Nichts von dem geschah! Der Schmetterling verbrachte den Rest seines Lebens kriechend, er hatte einen aufgeblähten Körper und verschrumpelte Flügel.
Was der Mann in seiner Hilfsbereitschaft und seiner Eile nicht verstanden hatte, war, dass die engen Kokons und die Anstrengung, die ein Schmetterling unternehmen muss, um durch die winzige Öffnung ins Freie zu gelangen, die Vorsehung der göttlichen Weisheit ist, damit Flüssigkeit aus dem Körper in die Flügel hineingepresst wird und das Tier fliegen kann, sobald es sich vom Kokon befreit hat.
Manchmal sind es eben gerade Anstrengungen, die wir in unserem Leben brauchen. Wollte die göttliche Weisheit, dass wir ein Leben ohne Hindernisse leben können, würde uns das verkrüppeln. Wir wären nicht so stark, wie wir sein könnten. Wir könnten niemals fliegen!

Ich bat um Stärke, und die göttliche Weisheit gab mir Schwierigkeiten, die mich stärkten.
Ich bat um Weisheit, und die göttliche Weisheit gab mir Probleme zu lösen.
Ich bat um Wohlstand, und die göttliche Weisheit gab mir einen Verstand und Muskeln, um zu arbeiten.
Ich bat um Mut, und die göttliche Weisheit gab mir Gefahren zu bestehen.
Ich bat um Liebe, und die göttliche Weisheit gab mir bekümmerte Menschen, denen ich helfen konnte.
Ich bat um Freunde, und die göttliche Weisheit gab mir Gelegenheiten, Freund zu sein.
Ich erhielt nichts von dem, worum ich bat, und doch erhielt ich alles.

Die göttliche Weisheit segnet mich! 

Verfasser unbekannt

Die Geschichte mit dem Hammer

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Vielleicht hat er die Eile nur vorgeschützt, und er hat was gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts getan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht´s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er „Guten Tag“ sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer“.

(aus P. Watzlawick: Anleitung zum unglücklich sein.)

Die Blinden und der Elefant

Es waren einmal fünf weise Gelehrte. Sie alle waren blind. Diese Gelehrten wurden von ihrem König auf eine Reise geschickt und sollten herausfinden, was ein Elefant ist. Und so machten sich die Blinden auf die Reise nach Indien. Dort wurden sie von Helfern zu einem Elefanten geführt. Die fünf Gelehrten standen nun um das Tier herum und versuchten, sich durch Ertasten ein Bild von dem Elefanten zu machen.

Als sie zurück zu ihrem König kamen, sollten sie ihm nun über den Elefanten berichten. Der erste Weise hatte am Kopf des Tieres gestanden und den Rüssel betastet. Er sprach: „Ein Elefant ist wie ein langer Arm.“ Der zweite Gelehrte hatte das Ohr des Elefanten ertastet und sprach: „Nein, ein Elefant ist vielmehr wie ein großer Fächer.“ Der dritte Gelehrte sprach: „Aber nein, ein Elefant ist wie eine dicke Säule.“ Er hatte ein Bein des Elefanten berührt. Der vierte Weise sagte: „Also ich finde, ein Elefant ist wie eine kleine Strippe mit ein paar Haaren am Ende“, denn er hatte nur den Schwanz des Elefanten ertastet. Und der fünfte Weise berichtete seinem König: “ Also ich sage, ein Elefant ist wie eine riesige Masse, mit Rundungen und ein paar Borsten darauf.“ Dieser Gelehrte hatte den Rumpf des Tieres berührt.

Nach diesen widersprüchlichen Äußerungen fürchteten die Gelehrten den Zorn des Königs, konnten sie sich doch nicht darauf einigen, was ein Elefant wirklich ist. Doch der König lächelte weise: „Ich danke Euch, denn ich weiß nun, was ein Elefant ist: Ein Elefant ist ein Tier mit einem Rüssel, der wie ein langer Arm ist, mit Ohren, die wie Fächer sind, mit Beinen, die wie starke Säulen sind, mit einem Schwanz, der einer kleinen Strippe mit ein paar Haaren daran gleicht und mit einem Rumpf, der wie eine große Masse mit Rundungen und ein paar Borsten ist.“

Die Gelehrten senkten beschämt ihren Kopf, nachdem sie erkannten, dass jeder von ihnen nur einen Teil des Elefanten ertastet hatte und sie sich zu schnell damit zufrieden gegeben hatten.

Verfasser: Unbekannt

 

Du bist wertvoll

Ein wohlbekannter Sprecher startete sein Seminar, indem er einen Scheck von 40 EURO hoch hielt. In dem Raum saßen insgesamt 200 Leute.
Er fragte: “Wer möchte diesen Scheck haben?”
Alle Hände gingen hoch.
Er sagte: “Ich werde diesen 40 EURO Scheck einem von Euch geben, aber zuerst lasst mich eins tun.”
Er zerknitterte den Scheck.
Dann fragte er: “Möchte ihn immer noch einer haben?”
Die Hände waren immer noch alle oben.
Also erwiderte er: “Was ist, wenn ich das tue?”
Er warf ihn auf den Boden und rieb den Scheck mit seinen Schuhen am dreckigen Untergrund.
Er hob ihn auf, den Scheck; er war zerknittert und völlig dreckig.
“Nun, wer möchte ihn jetzt noch haben?”
Es waren immer noch alle Arme in der Luft.

Dann sagte er:
“Liebe Freunde, wir haben soeben eine sehr wertvolle Lektion gelernt. Was auch immer mit dem Geld geschah: Ihr wolltet es haben, weil es nie an seinem Wert verloren hat. Es war immer noch und stets 40 EURO wert.
Es passiert oft in unserem Leben, dass wir abgestoßen, zu Boden geworfen, zerknittert, und in den Dreck geschmissen werden. Das sind Tatsachen aus dem alltäglichen Leben.
Dann fühlen wir uns, als ob wir wertlos wären. Aber egal was passiert ist oder was passieren wird, DU wirst niemals an Wert verlieren. Schmutzig oder sauber, zerknittert oder fein gebügelt, DU bist immer noch unbezahlbar für all jene, die dich über alles lieben.
Der Wert unseres Lebens wird nicht durch das bewertet, was wir tun oder wen wir kennen, oder wie wir aussehen … sondern dadurch wer Du bist. Du bist was besonderes und wertvoll – Vergiss das NIEMALS! ”

Verfasser unbekannt

Von der traurigen Traurigkeit

Es war einmal eine kleine Frau, die einen staubigen Feldweg entlanglief. Sie war offenbar schon sehr alt, doch ihr Gang war leicht und ihr Lächeln hatte den frischen Glanz eines unbekümmerten Mädchens.

Bei einer zusammengekauerten Gestalt, die am Wegesrand saß, blieb sie stehen und sah hinunter.

Das Wesen, das da im Staub des Weges saß, schien fast körperlos. Es erinnerte an eine graue Decke mit menschlichen Konturen.

Die kleine Frau beugte sich zu der Gestalt hinunter und fragte: „Wer bist du?“

Zwei fast leblose Augen blickten müde auf. „Ich? Ich bin die Traurigkeit“, flüsterte die Stimme stockend und so leise, dass sie kaum zu hören war.

„Ach die Traurigkeit!“ rief die kleine Frau erfreut aus, als würde sie eine alte Bekannte begrüßen.

„Du kennst mich?“ fragte die Traurigkeit misstrauisch.

„Natürlich kenne ich dich! Immer wieder einmal, hast du mich ein Stück des Weges begleitet.“

„Ja aber…“, argwöhnte die Traurigkeit, „warum flüchtest du dann nicht vor mir? Hast du denn keine Angst?“

„Warum sollte ich vor dir davonlaufen, meine Liebe? Du weißt doch selbst nur zu gut, dass du jeden Flüchtigen einholst. Aber, was ich dich fragen will: Warum siehst du so mutlos aus?“

„Ich…, ich bin traurig“, sagte die graue Gestalt.

Die kleine, alte Frau setzte sich zu ihr. „Traurig bist du also“, sagte sie und nickte verständnisvoll mit dem Kopf. „Erzähl mir doch, was dich so bedrückt.“

Die Traurigkeit seufzte tief.
„Ach, weißt du“, begann sie zögernd und auch verwundert darüber, dass ihr tatsächlich jemand zuhören wollte, „es ist so, dass mich einfach niemand mag. Es ist nun mal meine Bestimmung, unter die Menschen zu gehen und für eine gewisse Zeit bei ihnen zu verweilen. Aber wenn ich zu ihnen komme, schrecken sie zurück. Sie fürchten sich vor mir und meiden mich wie die Pest.“

Die Traurigkeit schluckte schwer.
„Sie haben Sätze erfunden, mit denen sie mich bannen wollen. Sie sagen: ‚Papperlapapp, das Leben ist heiter.‘ und ihr falsches Lachen führt zu Magenkrämpfen und Atemnot. Sie sagen: ‚Gelobt sei, was hart macht.‘ und dann bekommen sie Herzschmerzen. Sie sagen: ‚Man muss sich nur zusammenreißen.‘ und sie spüren das Reißen in den Schultern und im Rücken. Sie sagen: ‚Nur Schwächlinge weinen.‘ und die aufgestauten Tränen sprengen fast ihre Köpfe. Oder aber sie betäuben sich mit Alkohol und Drogen, damit sie mich nicht fühlen müssen.“

„Oh ja“, bestätigte die alte Frau, „solche Menschen sind mir auch schon oft begegnet…“

Die Traurigkeit sank noch ein wenig mehr in sich zusammen.
„Und dabei will ich den Menschen doch nur helfen. Wenn ich ganz nah bei ihnen bin, können sie sich selbst begegnen. Ich helfe ihnen, ein Nest zu bauen, um ihre Wunden zu pflegen. Wer traurig ist, hat eine besonders dünne Haut. Manches Leid bricht wieder auf, wie eine schlecht verheilte Wunde und das tut sehr weh. Aber nur, wer die Trauer zulässt und all die ungeweinten Tränen weint, kann seine Wunden wirklich heilen. Doch die Menschen wollen gar nicht, dass ich ihnen dabei helfe. Stattdessen schminken sie sich ein grelles Lachen über ihre Narben. Oder sie legen sich einen dicken Panzer aus Bitterkeit zu.“

Die Traurigkeit schwieg. Ihr Weinen war erst schwach, dann stärker und schließlich ganz verzweifelt. Die kleine, alte Frau nahm die zusammengesunkene Gestalt tröstend in ihre Arme. Wie weich und sanft sie sich anfühlt, dachte sie und streichelte zärtlich das zitternde Bündel.

„Weine nur, Traurigkeit“, flüsterte sie liebevoll, „ruh dich aus, damit du wieder Kraft sammeln kannst. Du sollst von nun an nicht mehr alleine wandern. Ich werde dich begleiten, damit die Mutlosigkeit nicht noch mehr Macht gewinnt.“

Die Traurigkeit hörte auf zu weinen. Sie richtete sich auf und betrachtete erstaunt ihre neue Gefährtin: „Aber…, aber – wer bist du eigentlich?“

„Ich?“ sagte die kleine, alte Frau schmunzelnd. „Ich bin die Hoffnung.“

Verfasser: Inge Wuthe

Der Portier des Freudenhauses

Es war einmal ein Mann, der arbeitete als Portier im Freudenhaus so wie sein Vater und dessen Vater vor ihm. Eines Tages kam der Besitzer des Freudenhauses zu ihm und meinte, er solle jetzt beginnen Statistik zu führen, um die Geschäfte besser auf die Bedürfnisse der Kunden abzustimmen. Dafür gab er ihm ein Buch und einen Bleistift. Überrascht erwiderte der Portier, dass das leider nicht ginge, denn er könne weder lesen noch schreiben. Schade, erwiderte der Besitzer, so müsse er ihm kündigen.

Der Portier fiel aus allen Wolken. Einwände halfen nicht. Frustriert nahm er eine kleine Abfindung und räumte seinen Platz. Er wusste zunächst nicht, wovon er in Zukunft leben sollte, bis ihm eine Idee kam. Gelegentlich hatte er im Freudenhaus Stühle und Tische ausgebessert. Er besaß eine gewisse handwerkliche Begabung. Also beschloss er, sich für die Abfindung einen Werkzeugkasten zu kaufen, um sich mit Aushilfsarbeiten über Wasser zu halten.
Um den Werkzeugkasten zu kaufen reiste er in das zwei Tagesmärsche entfernte Nachbardorf. Wieder zuhause klopfte es an seiner Haustür. Der Nachbar stand vor ihm und fragte, ob er ihm einen Hammer borgen könnte. Der ehemalige Portier antwortete, er hätte zwar einen, doch den würde er nur sehr ungern verleihen. Der Nachbar bot ihm daraufhin ein Geschäft an. Er würde ihm den Hammer abkaufen, denn Zeit, selbst ins andere Dorf zu reisen, hatte er als arbeitender Mensch nicht. Dafür würde er dem Portier aber nicht nur den Hammer, sondern auch einen Ausgleich für dessen Zeitaufwand zahlen. Der Portier ging auf den Handel ein. Als Arbeitsloser hatte er tatsächlich genügend Zeit.

Am folgenden Tag klopfte es erneut an der Tür. Es hatte sich offenbar herumgesprochen, dass er einen gut sortierten Werkzeugkasten besaß. Ein anderer Nachbar bat ihn um die Zange. Wieder kam es unter den bekannten Vorzeichen zum Geschäft.

Der Portier begab sich in den nächsten Tagen auf seine zweite Reise. Da es scheinbar eine Nachfrage nach Werkzeug in seinem Dorf gab, investierte er den Rest seiner Abfindung und das erworbene Geld, um mehr Werkzeug zu kaufen, als er selbst benötigte. Und seine Rechnung ging auf. Im Dorf war schnell bekannt, dass der Portier über gutes Werkzeug verfügte. So kamen immer mehr Menschen zu ihm, um ohne großen Zeitaufwand Eisenwaren zu kaufen.

Erst reiste er einmal pro Woche für Nachschub, doch rasch wurde ihm klar, dass es rentabler wäre, einen Vorrat vor Ort bereit zu halten. Das Interesse an seinen Eisenwaren war so groß, dass er sich einen kleinen Laden mietete, den er schon bald um einen Lagerraum erweiterte.

Die Reisen ins Nachbardorf konnte er aufgeben, denn im gelang eine Verabredung für die Anlieferung seiner Waren. Immer mehr Kunden fanden den Weg in sein Geschäft. Eines Tages saß er mit seinem Freund dem Schmied zusammen, da hatte er die Idee, die Eisenwaren selbst anzufertigen. Aus der Zusammenarbeit erwuchs die eigene Eisenwarenproduktion.
Von Jahr zu Jahr steigerte sich das Volumen. So kam es, dass der Portier zum mächtigsten Eisenwarenproduzenten der Region aufstieg. Nach knapp 10 Jahren war er der einflussreichste Wirtschaftsboss des Landes.

Mit dem Erfolg wuchs auch sein Wunsch den Menschen, die zu seinem Wohlstand beitrugen, etwas Gutes zu tun. Dabei vergaß er seine niedere Herkunft nicht. Er engagierte sich für die Armen und Kranken und investierte einen Teil des Gewinnes in soziale Projekte. Unter anderem gründete er eine Schule für die Kinder der ärmsten Familien.

Die feierliche Eröffnung der Schule sorgte für großes Aufsehen. Presse und Fernsehen waren ebenso anwesend wie die wichtigsten Würdenträger des Dorfes. Der Bürgermeister hielt die Dankesrede auf den Wohltäter und bat ihn sogleich zu einem Eintrag in das goldene Buch des Dorfes.

„Sehr gerne würde ich dieser Bitte nachkommen“, erwiderte der Portier, „aber ich kann weder lesen noch schreiben.“ Den Bürgermeister ergriff Bestürzung: „Was! Ein Mann wie Sie kann nicht lesen und schreiben“, rief er, „Sie haben ein Wirtschaftsimperium aus der Taufe gehoben. Sie gehören zu den angesehensten Persönlichkeiten unserer Zeit. Was hätte aus ihnen werden können, hätten sie lesen und schreiben gekonnt!“

Die Antwort des Geehrten kam prompt: „Das kann ich Ihnen sagen: Portier im Freudenhaus.“

Abgewandelte Nacherzählung von Jorge Bucay aus dem Talmud aus dem Buch: „Komm, ich erzähl dir eine Geschichte“

Reflektionsfragen von Katrin Linzbach

  • Welche hinderlichen Glaubenssätze schränken dein Leben aktuell ein und wie kannst du diese zu kraftvollen, unterstützenden Glaubenssätzen umformulieren?
  • Welche Chancen liegen genau vor dir und was hilft dir, diese wahrzunehmen und beim Schopfe zu packen?
  • Vielleicht steckst du gerade selber in der beschriebenen Situation und dir wurde dein Job nach Restrukturierungsmaßnahmen gekündigt. Welche Möglichkeiten hält diese Situation für dich bereit?

 

Lebe deine Träume von Paulo Coelho

Ich erinnere mich an den Brief, in dem der amerikanische Verlag HarperCollins mir ankündigte, dass sie meinen ersten Roman veröffentlichen wollten: “Den ‘Alchimisten’ zu lesen ist wie im Morgengrauen aufstehen und dem Sonnenaufgang zusehen, während der Rest der Welt noch schläft.”

Ich ging hinaus, schaute in den Himmel und versuchte mir klarzumachen: “Der Alchimist” wird übersetzt werden. Damals kämpfte ich noch darum, mir als Schriftsteller einen Namen zu machen. Allmählich wurde mein Traum Wirklichkeit: Zehn, hundert, tausend, eine Million Exemplare wurden in den USA verkauft. Das Buch wurde in 61 Sprachen übersetzt, mehr als 30 Millionen Mal verkauft und die Leute begannen sich zu fragen: “Was ist das Geheimnis dieses Erfolges?” Ehrlich gesagt weiß ich es nicht. Ich weiß nur, dass wir wie der Hirtenjunge Santiago unserer Bestimmung folgen sollen.

Was aber ist unsere Bestimmung? Sie ist Gottes Segen, sie ist der Weg, den Gott für jeden Einzelnen gewählt hat. Jedesmal, wenn wir etwas tun, das uns mit Begeisterung erfüllt, folgen wir unserer Bestimmung. Dennoch haben wir nicht alle den Mut, unsere Bestimmung, unseren Lebenstraum umzusetzen.

Warum? Es gibt vier Hindernisse. Zuerst einmal wird uns als Kind weisgemacht, dass Träume nie Wirklichkeit werden. Je älter wir werden, desto mehr wird unser Lebenstraum von unseren Vorurteilen und Ängsten zugeschüttet. Irgentwann ist er so tief in unserer Seele vergraben, dass er zwar vorhanden, aber nicht mehr sichtbar ist.

Selbst wenn wir den Mut aufbringen, unseren Traum wieder auszugraben, stoßen wir auf ein zweites Hindernis: die Liebe. Wir fürchten, die Menschen, die uns nahestehen, zu verletzen, wenn wir alles darangeben, unserem Traum zu folgen. Dabei übersehen wir, dass die Liebe uns keineswegs von unserem Weg abhalten will, sondern im Gegenteil ein zusätzlicher Ansporn ist, und dass diejenigen, die uns von Herzen wohl wollen, uns glücklich sehen möchen und bereit sind, uns auf dieser Reise zu begleiten.

Wenn wir erst begriffen haben, dass die Liebe ein Ansporn ist, taucht das dritte Hindernis auf: die Angst vor den Niederlagen, die wir auf unserem Weg erleiden könnten. Wir, die wir für unseren Traum kämpfen, leiden weit mehr als andere, und wenn wir scheitern, können wir uns nicht auf die altbekannte Tour hinausreden: “Na ja, so wichtig war es mir nun auch wieder nicht.”

Unser Lebenstraum ist uns wichtig, wir tun alles dafür und wissen , dass der Weg, den wir gewählt haben, nicht einfacher ist als anderen Wege. Zudem haben wir uns von ganzem Herzen dieser Reise verschrieben. Wir sind Krieger des Lichts, wir müssen uns in schwierigen Zeiten mit Geduld wappnen und dürfen nie vergessen, dass wenn wir etwas ganz fest wollen, das gesamte Universum dazu beitragen wird, dass wir es auch erreichen – selbst wenn wir dies zuerst nicht begreifen.

Ich frage mich. Sind Niederlagen notwendig? Nun, wirklich notwendig sind sie nicht, aber sie kommen vor. Wir haben keine Erfahrung und machen viele Fehler, wenn wir den Kampf um unseren Traum beginnen. Das Geheimnis des Lebens besteht jedoch darin, siebenmal hinzufallen und achtmal aufzustehen.

Warum ist es aber so wichtig, dass wir unseren persönlichen Lebentraum verfolgen, wenn wir deshalb mehr als andere leiden müssen? Aus dem einfachen Grund, dass wenn wir die Niederlagen erst verwunden haben – und das tun wir immer -, wir von einer größeren Freude und von größerem Selbstvertrauen erfüllt sein werden. Tief in unserem Herzen wissen wir, dass wir uns des Wunders des Lebens würdig erweisen.

Jeder Tag, jede Stunde ist Teil des guten Kampfes. Wir beginnen voller Begeisterung und voller Freude zu leben. Unerwartetes, heftiges Leiden geht schneller vorüber als scheinbar erträgliches, das jahrelang andauert und uns kaum bewusst wird. Es nagt so lange an unserer Seele, bis wir eines Tages ganz verbittern und das Leid uns bis ans Ende unseres Lebens begleitet.

Wenn wir erstens unseren Traum ausgegraben und zweitens die Macht der Liebe dazu genutzt haben, ihn zu nähren, und wenn drittens die im Laufe der Jahre erlittenen Verletzungen vernarbt sind, dann stellen wir fest, dass das, was wir immer so fest wollten, plötzlich in Reichweite gerückt ist. An diesem Punkt taucht das vierte Hindernis auf: die Angst, den Traum erfüllt zu sehen.

Oscar Wilde hat einmal gesagt: “Jeder Mensch tötet, was er liebt.” und das stimmt. Allein der Gedanke, unser Traum könnte sich verwirklichen, erfüllt uns mit Schuldgefühlen. Wir blicken um uns und sehen all jene, die nicht erreicht haben, was sie wollten, und finden dann, auch wir seien es nicht wert, zu erreichen, was wir wollen. Wir vergessen all die Hindernisse, die wir überwunden haben, alles, was wir aufgeben mussten, um bis hierher zu gelangen.

Ich kenne viele Menschen, die in dem Augenblick, in dem die Erfüllung ihres Lebenstraums unmittelbar bevorstand, dumme Fehler gemacht und ihr Ziel nicht erreicht haben, obwohl es nur noch einen Schritt weit entfernt lag. Dqs vierte ist das gefährlichste Hindernis, weil es von einer heiligen aura des Verzichts umgeben ist – des Verzichts auf Freude und auf das Hochgefühl dessen, der sich etwas erobert.

Doch wenn du dich selbst der Dinge, um die du gekämpft hast, für würdig erachtest, dann wirst du zu einem Werkzeug Gottes, dann hilfst du der Weltenseele und begreifst, warum du hier bist.

Reflektionsfragen von Katrin Linzbach

Was ist deine Bestimmung? Welcher Lebenstraum liegt tief in deiner Seele begraben?
Schreibe dir auf, welche Dinge deines Alltags du mit Begeisterung tust und überlege, wie du noch mehr davon in dein Leben holen kannst
Wenn du dabei bist, deinen Traum zu leben, an welchem Hindernis stehst du gerade? Hast du Angst, die nahe stehende Menschen zu verletzten? Hast du Angst vor der Niederlage? Oder hast du Angst vor Erfolg?
Werde dir dessen bewusst und mache dir klar – diese Schritte gehören dazu.

 

Ein Glas voller Steine

Ein Philosophieprofessor eröffnete seine Vorlesung mit folgenden Worten: “Es geht heute um das Thema “Zeitmanagement” und wir werden dazu ein Experiment machen”.
Er nahm ein Goldfischglas, stellte es auf den Tisch und füllte es mit einigen großen Steinen, bis kein weiterer mehr hineinpasste. Nun blickte er in die Runde und fragte: “Ist das Glas voll?” Die Studenten antworteten im Chor: “Ja!”

“Wirklich?”

Der Professor nahm eine Schachtel, öffnete sie und kippte vorsichtig Kieselsteine in das Glas und schüttelte es dabei leicht. Der Kies füllte die Zwischenräume zwischen den großen Steinen. Dann blickte er wieder in die Runde und fragte erneut: “Ist dieses Glas voll?”.
Dieses Mal durchschauten die Studenten sein Spielchen. Einer davon antwortete: “Sehr wahrscheinlich nicht!”

“Gut”, antwortete der Professor. Nun nahm er einen Beutel, öffnete ihn und begann behutsam Sand in das Glas zu schütten. Der Sand füllte die Löcher zwischen den Steinen und dem Kies. Er blickte dann auf seine Gruppe und fragte: “Welche Erkenntnis lässt sich mit diesem Experiment demonstrieren?”

Ein Student, nachdem er über das Thema des Kurses nachgedacht hatte, antwortete: “Das beweist, dass auch wenn man glaubt, die Agenda sei vollständig voll, man dennoch immer neue Termine hinzufügen kann, wenn man wirklich will”. “Nein”, antwortete der Professor, “genau das bedeutet es nicht. Die Erkenntnis, die wir aus diesem Experiment gewinnen können, ist die folgende:
Wenn man nicht zuallererst die großen Steine in das Glas legt, finden sie später keinen Platz mehr!”
Die Studenten schwiegen und dachten über diese Aussage nach.
Dann fragte der Professor: “Welches sind denn die großen Steine in Euren Leben?

  • Gesundheit,
  • Familie,
  • Kinder,
  • Freunde,
  • Träume,
  • lernen,
  • lachen
  • sich verwirklichen

Oder was ist es für Euch?

Macht Euch bewusst, wie wichtig diese großen Steine in Eurem Leben sind! Wenn man sie nicht zuallererst in sein Leben bringt, läuft man Gefahr, unglücklich und unzufrieden zu sein. Wenn man den unbedeutenden und kleinen Dingen im Leben (also dem Kies oder gar dem Sand) den Vorrang gibt, füllt man sein Leben mit Nichtigkeiten. So wird uns schnell die kostbare Zeit fehlen, uns den wirklich wichtigen Dingen in unserem Leben zu widmen.
Also vergesst nicht, Euch die Frage zu stellen: Welches sind die großen Steine meines Lebens? Danach legt Ihr sie bewusst zuallererst in Euer Glas (Symbol für das Leben).”

von Stephen R. Covey

 

  • Wie viel Raum hast du in deinem Leben für die wirklich wichtigen Dinge?
  • Weißt du, was dir wirklich wichtig ist?
  • Mache eine Liste mit Dingen, die dir wichtig sind und schaffe Stück für Stück mehr Raum dafür. Halte diese Liste lebendig. Je nach Lebensphase werden andere Dinge wichtiger.

 

 

Das Paradox unserer Zeit

Das Paradox unserer Zeit ist: Wir haben hohe Gebäude, aber eine niedrige Toleranz, breite Autobahnen, aber enge Ansichten. Wir verbrauchen mehr, aber haben weniger, machen mehr Einkäufe, aber haben weniger Freude.

Wir haben größere Häuser, aber kleinere Familien, mehr Bequemlichkeit, aber weniger Zeit, mehr Ausbildung, aber weniger Vernunft, mehr Kenntnisse, aber weniger Hausverstand, mehr Experten, aber auch mehr Probleme, mehr Medizin, aber weniger Gesundheit.

Wir rauchen zu stark, wir trinken zu viel, wir geben verantwortungslos viel aus; wir lachen zu wenig, fahren zu schnell, regen uns zu schnell auf, gehen zu spät schlafen, stehen zu müde auf; wir lesen zu wenig, sehen zu viel fern, beten zu selten.

Wir haben unseren Besitz vervielfacht, aber unsere Werte reduziert. Wir sprechen zu viel, wir lieben zu selten und wir hassen zu oft. Wir wissen, wie man seinen Lebensunterhalt verdient, aber nicht mehr, wie man lebt.

Wir haben dem Leben Jahre hinzugefügt, aber nicht den Jahren Leben. Wir kommen zum Mond, aber nicht mehr an die Tür des Nachbarn. Wir haben den Weltraum erobert, aber nicht den Raum in uns. Wir machen größere Dinge, aber keine Besseren. Wir haben die Luft gereinigt, aber die Seelen verschmutzt. Wir können Atome spalten, aber nicht unsere Vorurteile.

Wir schreiben mehr, aber wissen weniger, wir planen mehr, aber erreichen weniger. Wir haben gelernt schnell zu sein, aber wir können nicht warten. Wir machen neue Computer, die mehr Informationen speichern und eine Unmenge Kopien produzieren, aber wir verkehren weniger miteinander. Es ist die Zeit des schnellen Essens und der schlechten Verdauung, der großen Männer und der kleinkarierten Seelen, der leichten Profite und der schwierigen Beziehungen.

Es ist die Zeit des größeren Familieneinkommens und der Scheidungen, der schöneren Häuser und des zerstörten Zuhause. Es ist die Zeit der schnellen Reisen, der Wegwerfwindeln und der Wegwerfmoral, der Beziehungen für eine Nacht und des Übergewichts. Es ist die Zeit der Pillen, die alles können: sie erregen uns, sie beruhigen uns, sie töten uns. Es ist die Zeit, in der es wichtiger ist, etwas im Schaufenster zu haben, statt im Laden, wo moderne Technik einen Text wie diesen in Windeseile in die ganze Welt tragen kann, und wo sie die Wahl haben: das Leben ändern – oder den Text löschen. Vergesst nicht, mehr Zeit denen zu schenken, die Ihr liebt, weil sie nicht immer mit Euch sein werden. Sagt ein gutes Wort denen, die Euch jetzt voll Begeisterung von unten her anschauen, weil diese kleinen Geschöpfe bald erwachsen werden und nicht mehr bei Euch sein werden. Schenkt dem Menschen neben Euch eine innige Umarmung, denn sie ist der einzige Schatz, der von Eurem Herzen kommt und Euch nichts kostet. Sagt dem geliebten Menschen: „Ich liebe Dich“ und meint es auch so. Ein Kuss und eine Umarmung, die von Herzen kommen, können alles Böse wiedergutmachen. Geht Hand in Hand und schätzt die Augenblicke, wo Ihr zusammen seid, denn eines Tages wird dieser Mensch nicht mehr neben Euch sein. Findet Zeit Euch zu lieben, findet Zeit miteinander zu sprechen. Findet Zeit, alles was Ihr zu sagen habt miteinander zu teilen, denn das Leben wird nicht gemessen an der Anzahl der Atemzüge, sondern an der Anzahl der Augenblicke, die uns des Atems berauben.

Verfasser: Dr. Bob Moorehead

Reflektionsfragen von Katrin Linzbach

Wofür entscheidest du dich: Dein Leben zu ändern oder den Text zu löschen?
Welche Momente der letzten Woche haben dich tief berührt & dein Leben lebenswert gemacht?
Wie kannst du davon mehr in deinen Alltag holen?

Die Insel der Gefühle

Vor langer Zeit existierte einmal eine wunderschöne, kleine Insel. Auf dieser Insel waren alle Gefühle der Menschen zu Hause: Der Humor und die gute Laune, die Traurigkeit und die Einsamkeit, das Glück und das Wissen und all die vielen anderen Gefühle. Natürlich lebte auch die Liebe dort.

Eines Tages wurde den Gefühlen jedoch überraschend mitgeteilt, dass die Insel sinken würde. Also machten alle ihre Schiffe seeklar, um die Insel zu verlassen. Nur die Liebe wollte bis zum letzten Augenblick warten, denn sie hing sehr an ihrer Insel.

Bevor die Insel sank, bat die Liebe die anderen um Hilfe.
Als der Reichtum auf einem sehr luxuriösen Schiff die Insel verließ, fragte ihn die Liebe: “Reichtum, kannst du mich mitnehmen?”
“Nein, ich kann nicht. Auf meinem Schiff habe ich sehr viel Gold, Silber und Edelsteine. Da ist kein Platz mehr für dich.”
Also fragte die Liebe den Stolz, der auf einem wunderbaren Schiff vorbeikam. “Stolz, bitte, kannst du mich mitnehmen?”
“Liebe, ich kann dich nicht mitnehmen”, antwortete der Stolz, “hier ist alles perfekt und du könntest mein schönes Schiff beschädigen.”

Als nächstes fragte die Liebe die Traurigkeit: “Traurigkeit, bitte nimm du mich mit.”
“Oh Liebe”, sagte die Traurigkeit, “ich bin so traurig, dass ich allein bleiben muss.”
Als die gute Laune losfuhr, war sie so zufrieden und ausgelassen, dass sie nicht einmal hörte, dass die Liebe sie rief.
Plötzlich aber rief eine Stimme: “Komm Liebe, ich nehme dich mit.”
Die Liebe war so dankbar und so glücklich, dass sie ganz und gar vergaß, ihren Retter nach seinem Namen zu fragen.
Später fragte die Liebe das Wissen: “Wissen, kannst du mir vielleicht sagen, wer es war, der mir geholfen hat?”
“Ja sicher”, antwortete das Wissen, “das war die Zeit.”
“Die Zeit?” fragte die Liebe erstaunt, “Warum hat mir die Zeit denn geholfen?”
Und das Wissen antwortete: “Weil nur die Zeit versteht, wie wichtig die Liebe im Leben ist.”

Verfasser unbekannt, Geschichte gefunden auf „Zeit zu leben“

Reflektionsfragen von Katrin Linzbach

  • Wie sieht deine Insel der Gefühle aus?
  • Was brauchen deine Gefühle?
  • We kannst du mehr Liebe in dein Leben holen – und mehr in deinem Alltag davon verteilen?

 

 

Die Nägel im Zaun

Es war einmal ein kleiner Bub, der schnell wütend wurde und dann ausrastete. Da gab ihm sein Vater einen Hammer und eine große Packung voller Nägel: „Jedes Mal, wenn du wieder wütend wirst und ausrastet, gehst du zu diesen Zaun und schlägst einen Nagel hinein.“ Der Junge war damit einverstanden, auch wenn er den Sinn dahinter nicht verstand.

Am nächsten Tag hämmerte der Bub bereits 30 Nägel in den Zaun. Die Tage vergingen und mit jedem Tag wurden es weniger Nägel, die der Junge in den Zaun schlug. Ihm wurde bewusst, dass es einfacher war, Nägel in den Zaun zu hämmern als auszurasten.

Eines Tages war es schließlich so weit, dass er überhaupt nicht mehr ausrastete. Ganz stolz teilte er das seinem Vater mit. Der Vater nahm ihn bei der Hand und ging mit ihm zum Zaun: „Von nun an machen wir es so: Für jeden Tag, den du nicht ausrastet, darfst du einen Nagel wieder aus dem Zaun ziehen.“ Der Bub war wieder einverstanden.

Wieder vergingen mehrere Tage, bis der Junge zu seinem Vater lief und ihm mitteilte, dass nun keine Nägel mehr im Zaun sind. Der Sohn freute sich sehr.

Gemeinsam gingen sie zum Zaun. Der Vater sagte zu ihm: „Ich bin sehr stolz auf dich. Das hast du toll gemacht. Aber schau dir die vielen Löcher im Zaun an, die die Nägel hinterlassen haben. Der Zaun ist nicht mehr der, der er einmal war.“

Der Junge stimmte seinem Vater zu. Der Vater fuhr fort: „Denk daran, wenn du das nächste Mal wütend etwas zu anderen Menschen sagst. Deine Worte könnten Narben hinterlassen, so wie diese Nägel Spuren im Zaun hinterlassen haben. Auch wenn du dich entschuldigt, die Narben bleiben.“

Autor unbekannt

 

Reflektionsfragen von Katrin Linzbach

  • Worüber möchtest du dir bewusst werden?
  • Welche Methode hilft dir, etwas in deinem Alltag zu verändern?

 

 

Das perfekte Herz

Eines Tages stand ein junger Mann mitten in der Stadt und erklärte, dass er das schönste Herz im ganzen Tal habe. Eine große Menschenmenge versammelte sich, und sie alle bewunderten sein Herz, denn es war perfekt. Es gab keinen Fleck oder Fehler in ihm. Ja, sie alle gaben ihm Recht, es war wirklich das schönste Herz, das sie je gesehen hatten. Der junge Mann war sehr stolz und prahlte noch lauter über sein schönes Herz.

Plötzlich tauchte ein alter Mann vor der Menge auf und sagte: „Nun, Dein Herz ist nicht mal annähernd so schön, wie meines.“
Die Menschenmenge und der junge Mann schauten das Herz des alten Mannes an.
Es schlug kräftig, aber es war voller Narben, es hatte Stellen, wo Stücke entfernt und durch andere ersetzt worden waren. Aber sie passten nicht richtig, und es gab einige ausgefranste Ecken…..genau gesagt… an einigen Stellen waren tiefe Furchen, wo ganze Teile fehlten. Die Leute starrten ihn an: wie kann er behaupten, sein Herz sei schöner, dachten sie?

Der junge Mann schaute auf des alten Mannes Herz, sah dessen Zustand und lachte: „Du musst scherzen“, sagte er, „dein Herz mit meinem zu vergleichen. Meines ist perfekt und deines ist ein Durcheinander aus Narben und Tränen.“

„Ja“, sagte der alte Mann, „Deines sieht perfekt aus, aber ich würde niemals mit Dir tauschen. Jede Narbe steht für einen Menschen, dem ich meine Liebe gegeben habe. Ich reiße ein Stück meines Herzens heraus und reiche es ihm, und oft gibt er mir ein Stück seines Herzens, das in die leere Stelle meines Herzens passt. Aber weil die Stücke nicht genau sind, habe ich einige raue Kanten, die ich sehr schätze, denn sie erinnern mich an die Liebe, die wir teilten.

Manchmal habe ich auch ein Stück meines Herzens gegeben, ohne dass mir der andere ein Stück seines Herzens zurückgegeben hat. Das sind die leeren Furchen. Liebe geben heißt manchmal auch ein Risiko einzugehen. Auch wenn diese Furchen schmerzhaft sind, bleiben sie offen und auch sie erinnern mich an die Liebe, die ich für diese Menschen empfinde … und ich hoffe, dass sie eines Tages zurückkehren und den Platz ausfüllen werden. Erkennst du jetzt, was wahre Schönheit ist?“

Der junge Mann stand still da und Tränen rannen über seine Wangen. Er ging auf den alten Mann zu, griff nach seinem perfekten jungen und schönen Herzen und riss ein Stück heraus. Er bot es dem alten Mann mit zitternden Händen an. Der alte Mann nahm das Angebot an, setzte es in sein Herz. Er nahm dann ein Stück seines alten vernarbten Herzens und füllte damit die Wunde in des jungen Mannes Herzens. Es passte nicht perfekt, da es einige ausgefranste Ränder hatte. Der junge Mann sah sein Herz an, nicht mehr perfekt, aber schöner als je zuvor, denn er spürte die Liebe des alten Mannes in sein Herz fließen. Sie umarmten sich und gingen weg, Seite an Seite.

Narben auf dem Körper bedeuten, dass man gelebt hat….

Narben auf dem Herzen bedeuten, dass man geliebt hat….

Verfasser unbekannt

Es liegt in Deinen Händen

Ein Schüler will einen alten, weisen Meister prüfen. Er fängt einen Vogel und versteckt ihn hinter seinem Rücken. Er will wissen, ob der Meister herausfindet, was er versteckt hat. Die zweite Frage soll lauten: „Ist der Vogel tot oder lebendig?“

Wenn der Meister ihm antwortet: „Er lebt“, bricht er ihm kurzerhand das Genick und der Vogel ist tot. Antwortet er „Er ist tot“, lässt er ihn fliegen. Beide Male wird der Meister nichts sehen können. Der Schüler ist sich gewiss, dass diese Aufgabe unlösbar ist. So geht er zum Meister.

Die erste Frage des Jungen: „Was habe ich hinter meinem Rücken?“, beantwortet der Meister mit „Einen Vogel“. Die zweite Frage „Ist der Vogel tot oder lebendig?“, beantwortet der Meister mit:

„Es liegt in Deinen Händen!“

Verfasser unbekannt

Die Seele war das Lied

Gott machte eine Statue aus Ton.
Er formte den Ton nach seinem Bilde.
Er wollte, dass die Seele in diese Statue eingehe.
Aber die Seele wollte nicht gefangen sein.
Denn es liegt in ihrer Natur, dass sie fliegend ist und frei.
Sie will nicht begrenzt und gebunden sein.
Der Körper ist ein gefängnis,
und die Seele wollte dieses Gefängnis nicht betreten.
Da bat Gott seine Engel, Musik zu spielen.
Und als die Engel spielten wurde die Seele ekstatisch bewegt.
Sie wollte die Musik noch klarer und unmittelbarer erfahren,
und deshalb betrat sie den Körper.
Hafiz sagt: „Die Leute sagen,
dass die Seele, als sie dieses Lied hörte,
den Körper betrat.
Aber in Wirklichkeit war die Seele selbst das Lied.“

 

Überlieferung von Hafiz, einem der großen Poeten des alten Persien.

Der goldene Buddha

In einem großen Tempel nördlich von Thailands ehemaliger Hauptstadt Sukhothai stand einst eine riesige, uralte Buddhastatue aus Ton. Obwohl diese Statue sicher nicht das eindrucksvollste oder eleganteste Werk der buddhistischen Kunst Thailands war, so hatte sie doch mehr als fünf Jahrhunderte überdauert und wurde schon deshalb verehrt. Sturmwinde, Regierungen und Invasoren kamen und gingen, doch die Buddhastatue blieb. Irgendwann jedoch bemerkten die Mönche, die sich um den Tempel kümmerten, dass die Statue erste Sprünge bekam und wohl bald würde restauriert werden müssen. Nach einer Periode besonders heißen Wetters hatte sich einer der Risse so sehr verbreitert, dass man ins Innere der Statue schauen konnte. Einer der Mönche nahm eine Fackel und versuchte etwas zu erkennen. Erstaunt bemerkte er einen goldenen Schimmer. Und tatsächlich entdeckten die Tempelbewohner eine der größten und schönsten Goldstatuen, die je vom Buddha in Südostasien angefertigt wurde. Nun zieht der freigelegte goldene Buddha Tausende von Pilgern aus ganz Thailand an.

Die Mönche glauben, dass das glänzende Kunstwerk unter einem Mantel aus Gips und Ton verborgen wurde, um es in Zeiten kriegerischer Konflikte vor gierigen Händen zu schützen. Ähnlich ist es mit uns selbst: Jeder von uns hat bereits schwere Zeiten durchlebt, die jedoch dazu beitragen, den uns innewohnenden edlen Kern freizulegen. Wie die Menschen von Sukhothai den goldenen Buddha vergessen hatten, so haben wir unsere wahre Natur vergessen. Meist sind wir nur mit unserer Schützenden „Tonschicht“ befasst. Das wichtigste Ziel buddhistischer Psychologie aber ist es, uns den Blick hinter die Schutzschicht zu eröffnen, sodass wir unsere ursprüngliche Güte zum Vorschein bringen.

Verfasser unbekannt

Die Fabel von den Fröschen

Eines Tages entschieden die Frösche, einen Wettlauf zu veranstalten. Um es besonders schwierig zu machen, legten sie als Ziel fest, auf den höchsten Punkt eines großen Turms zu gelangen.

Am Tag des Wettlaufs versammelten sich viele andere Frösche, um zuzusehen. Dann endlich – der Wettlauf begann.

Nun war es so, dass keiner der zuschauenden Frösche wirklich glaubte, dass auch nur ein einziger der teilnehmenden Frösche tatsächlich das Ziel erreichen könne. Anstatt die Läufer anzufeuern, riefen sie also „Oje, die Armen! Sie werden es nie schaffen!“ oder „Das ist einfach unmöglich!“ oder „Das schafft Ihr nie!“

Und wirklich schien es, als sollte das Publikum Recht behalten, denn nach und nach gaben immer mehr Frösche auf.

Das Publikum schrie weiter: „Oje, die Armen! Sie werden es nie schaffen!“

Und wirklich gaben bald alle Frösche auf – alle, bis auf einen einzigen, der unverdrossen an dem steilen Turm hinaufkletterte – und als einziger das Ziel erreichte.

Die Zuschauerfrösche waren vollkommen verdattert und alle wollten von ihm wissen, wie das möglich war.

Einer der anderen Teilnehmerfrösche näherte sich ihm, um zu fragen, wie er es geschafft hatte, den Wettlauf zu gewinnen.

Und da merkten sie erst, dass dieser Frosch taub war!

 

 

Verfasser unbekannt

Geschichte zu den Bedürfnissen

Geschichte zu den Bedürfnissen (von Werner Stangl):

1.) Stellen Sie sich Robinson Crusoe vor, der gerade auf der einsamen Insel gestrandet ist. Was wird er wohl tun?

Zunächst wird er versuchen, sein nacktes Überleben zu sichern, also Essen und frisches Wasser zu suchen, damit er wieder zu Kräften kommt. Wenn er erschöpft ist, wird er eine Weile schlafen –> Physiologische Grundbedürfnisse.

Dann überlegt er sich, ob es auf der Insel wilde Tiere gibt. Und was ist, wenn das Wetter mal schlecht wird und es zu Stürmen kommt? Also versucht Robinson Crusoe, sich eine kleine Hütte zu bauen –> Sicherheitsbedürfnisse.

Als das alles geklärt ist, beginnt Robinson Crusoe sich zu langweilen. Er führt Selbstgespräche und ist erfreut, als er einen Gefährten – Freitag – trifft –> Zugehörigkeits- und Liebesbedürfnisse.

Zu Beginn läuft auch alles gut zwischen beiden, aber dann möchte Robinson sich doch etwas von Freitag abheben und diesem zeigen, dass er ihm überlegen ist. Insgeheim freut Robinson sich riesig über die großen Augen von Freitag, als dieser ihm beim Schnitzen beobachtet –> Wertschätzungsbedürfnis.

Als alles geschafft ist, sitzt er den Großteil des Tages am Strand, philosophiert über den Sinn des Lebens und bemüht sich, ein noch besserer Mensch zu werden –> Bedürfnis nach Selbstverwirklichung.

2.) Ein Neandertaler krabbelt nach etwa 30.000 Jahren Totenruhe aus seiner Pyramide.

Weil er Hunger und Durst hat, sucht er im Wald nach Beeren, essbaren Wurzeln und nach einer Quelle. Nachdem er den ganzen Tag auf Nahrungssuche war, ist er müde und will sich in einer Höhle zum Schlafen niederlegen. (existenzielle Bedürfnisse)

Aus der Ferne hört er jedoch Gewitter-Grollen und sieht das Leuchten der Blitze. Aus seinem ‚letzten Leben‘ weiß er, dass solch ein Gewitter mit Gefahren für Leib und Leben verbunden ist. Sicherheitshalber schnitzt er deshalb aus einem Stück Baumrinde eine Maske, um die bösen Geister von Blitz und Donner abzuwehren, und hängt diese Maske vor den Eingang seiner Schlaf-Höhle. (Sicherheits-Bedürfnisse)

Als er am nächsten Morgen aufwacht und aus seiner Höhle schaut, erblickt er einen anderen Neandertaler. Sie gehen aufeinander zu, umarmen und freuen sich, dass sie nicht allein sind auf dieser Welt. (Bedürfnis nach sozialen Kontakten) – (Ggf. könnte jetzt auch etwas passieren, was zur ersten Bedürfnis-Ebene passt …)

Nachdem sie sich ihre gestrigen Erlebnisse erzählt hatten, führt der eine den anderen zu einem von ihm selbst angelegten Blumenbeet. Voller Stolz erklärt er, wie man solch ein Blumenbeet anlegt. Der andere ist begeistert und zeigt seine Bewunderung ganz deutlich. Das tut dem ‚Gärtner‘ richtig gut. (Bedürfnis nach Anerkennung)

Angeregt durch die Schönheit der Blumen im Beet beschließen sie, ihre Höhlenwände mit farbigen Steinen anzumalen. Bei ihrer künstlerischen Beschäftigung fühlen sie sich wie Picasso. (Bedürfnis nach Selbst-Verwirklichung)

Zuhören ist (k)eine Magie

Empathie klingt schnell wie eine ganz fortgeschrittene Technik für Psychologen, Pädagogen und andere „-ogen“. Dabei ist Zuhören uns allen in die Wiege gelegt, sie ist im Kern einfach Präsenz mit dem Anderen. Um wirklich tief zuhören zu können, müssen wir kaum etwas Neues lernen, aber manchmal Einiges verlernen. Und wir brauchen den Mut, einfach da zu sein, da zu bleiben ohne zu werten und nach Lösungen zu suchen. Empathie braucht keine Wort, sondern offene Ohren und ein offenes Herz. Elias Canetti schildert in seinen Lebenserinnerungen sehr eindrücklich, wie Hermann Broch zuhörte – ganz ohne Ausbildung und therapeutischen Zusammenhang und ganz ohne Worte.

Elias Canetti über Hermann Brochs Zuhören

… Er brachte es dazu, dass man über sich sprach, in Rage geriet und nicht mehr aufhören mochte. Man hielt das für ein besonderes Interesse an der Person, die man war, die Absichten und Pläne, die man hatte, die großen Entwürfe. … In Wirklichkeit war es seine Art des Zuhörens, der man verfiel. Man breitete sich in seiner Stille aus, nirgends stieß man auf Hindernisse. Man hätte alles sagen können, er wies nichts zurück, Scheu empfand man nur, solange man etwas nicht ganz und gar gesagt hatte. Während man sonst in solchen Gesprächen an eine Stelle gelangt, wo man sich mit einem plötzlichen Ruck „Halt!“ sagt, „Bis hierher und nicht weiter!“, da die Preisgabe, die man sich gewünscht hat, gefährlich wird – denn findet man wieder zu sich und wie soll man danach wieder alleine sein? -, gab es diesen Ort und diesen Augenblick bei Broch nie, nichts rief Halt, nirgends stieß man auf Warntafeln oder Markierungen, man stolperte weiter, rascher, und war wie betrunken. Es ist überwältigend zu erleben, wie viel man über sich zu sagen hat, je weiter man sich wagt und verliert, umso mehr fließt nach, von unter der Erde springenden heißen Quellen auf, man ist eine Landschaft von Geysiren. Nun war mir diese Art von Ausbrüchen nicht unbekannt, ich hatte sie von anderen erlebt, die zu mir sprachen. Der Unterschied lag darin, dass ich auf andere zu reagieren pflegte. Ich musste etwas darauf sagen, ich konnte nicht schweigen, und in dem was ich sagte, bezog ich Stellung, urteilte, riet, ließ Anziehung oder Ablehnung spüren. Broch, in dieser Situation, ganz im Gegensatz dazu, schwieg. Es war kein kaltes oder machtgieriges Schweigen, wie es von der Analyse her bekannt ist, wo es darum geht, dass ein Mensch sich rettungslos einem anderen ausliefert, der sich kein Gefühl für oder gegen ihn erlauben darf. Brochs zuhören war von kleinen, vernehmlichen Atemstößen unterbrochen, die einem bezeugten, dass man nicht nur gehört, dass man aufgenommen worden war, so als wäre man mit jedem Satz, den man sagte, in ein Haus getreten und lasse sich da umständlich nieder. Die kleinen Atemlaute waren die Honneurs, die einem der Gastgeber erwies: „Wer immer du bist, was immer du sagst, tritt ein, du bist mein Gast, bleib solange du willst, komm wieder, bleib immer!“ Die kleinen Atemlaute waren ein Minimum an Reaktion, voll ausgebildete Worte und Sätze hätten ein Urteil bedeutet und wären einer Stellungnahme gleichgekommen, bevor man sich noch ganz mit allem, was man mit sich herumschleppt, ins gastliche Haus eingebracht hatte. Der Blick des Gastgebers war immer auf einen selbst und zugleich auf das Innere der Räume gerichtet, in die er einen einlud.
Es war eine geheimnisvolle Aufnahme, die er einem gewährte, um derentwillen man Broch verfiel und ich kannte damals keinen Menschen, der nicht süchtig danach wurde. Diese Aufnahme hatte keine „Vorzeichen“, keine Bewertung, bei Frauen wurde sie zu Liebe.

Aus:  Elias Canetti; Das Augenspiel: Lebensgeschichte 1931-1937, S. 36/37, über Hermann Broch

 

Anregung: Nutze doch diese Woche jeden Tag die Gelegenheit, eine Erwiderung, einen Trost, einen Ratschlag NICHT zu sagen und stattdessen einige Minuten zuzuhören.