Der weise Torwächter
In einer alten Stadt, weit von hier entfernt, arbeitete einmal ein Torwächter. Jeder, der durch das Tor in die Stadt wollte, begegnete zuerst dem Torwächter. Eines Tages kam ein Fremder an das Stadttor. Er fragte den Wächter: „Wie sind die Menschen in dieser Stadt? Ich würde hier gerne wohnen.“ Der Torwächter erwiderte: „Wie waren die Menschen in deinem Wohnort?“
“Ach,” sagte der Fremde, “wo ich herkomme sind die Menschen schlecht, böse, unfreundlich und gemein.“ Der Torwächter antwortete: „So sind sie hier auch.“
Einige Zeit später kam wieder ein Fremder bei dem Stadttor an. Auch er stellte die Frage an den Torwächter: „Wie sind die Menschen in dieser Stadt? Ich würde hier gerne wohnen.“ Und der Torwächter gab auch ihm dieselbe Frage zurück: „Wie waren die Menschen in deinem Wohnort?“
„Oh“, sagte der Mann. „sie sind eigentlich freundlich und hilfsbereit gewesen, wir lebten in Frieden miteinander.“
Da antwortete der Torwächter wiederum: „So sind die Menschen hier auch.“
Ein Mann, der die ganze Zeit in der Nähe stand, hatte beide Gespräche gehört. Er fragte den Torwächter: „Warum erzählst du zwei total verschiedene Dinge über die Menschen in unserer Stadt? Zu dem einen sagst du, dass sie schlecht und böse sind, während du dem anderen erzählst, dass jeder hier freundlich und gut ist.“
Der Torwächter antwortete: „Die Menschen hier sind gut und schlecht, sie können freundlich sein und sie können bösartig sein, sie können dir helfen und sie können gemein zu dir sein. Das hat damit zu tun, auf welche Weise du selbst mit den Menschen umgehst. Wenn du freundlich bist, wirst du auch Freundlichkeit empfangen. Und wenn du bösartig bist, wirst du auch Bösartigkeit zurückbekommen. Diese Fremden werden in unserer Stadt dasselbe erfahren, wie in ihrem eigenen Wohnort.“